Schweizer Unternehmen betreiben heute Global Sourcing und optimieren ihren Einkauf und ihre Produktion über verschiedene Länder und Kontinente.
Die Weltwirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten durch den internationalen Handel stark zusammengewachsen. Die Schweiz gehört dabei zu den offensten Volkswirtschaften der Welt: In vergangenen Jahren erreichten die Exporte teilweise die Hälfte des Schweizer Bruttoinlandsprodukts.
Die Integration in die Weltwirtschaft stellt jedoch keine Einbahnstraße dar. Auch Schweizer Unternehmen betreiben heute Global Sourcing und optimieren ihren Einkauf und ihre Produktion über verschiedene Länder und Kontinente.
Schweizer Zulieferer bekommen internationale Konkurrenz
Dieser Trend zu International Sourcing führt selbstredend dazu, dass schweizerischen Zulieferern neue, internationale Konkurrenz erwächst. Gerade in den letzten Jahren hat sich dieser Druck durch die massive Aufwertung des Franken nochmals deutlich erhöht. Die Schweizer Volkswirtschaft büßte in preislicher Hinsicht in kurzer Zeit erheblich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit ein, was sowohl das International Sourcing als Möglichkeit der Kosteneinsparung attraktiver machte, aber gleichzeitig leider auch die Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Zulieferer schmälerte.
Im Gegensatz zu großen, multinationalen Unternehmen zeigen sich kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) in Umsetzung und Planung von International Sourcing eher zurückhaltend.
Die Gründe hierfür sind die hohen Risiken wie zum Beispiel schwankende Wechselkurse, politische Instabilität etc. KMUs sind dabei ähnlichen Risiken wie die multinationalen Großfirmen ausgesetzt, jedoch verfügen sie meist nicht über ausreichende Ressourcen, um die Kosten möglicher Verluste auffangen zu können. International Sourcing ist außerdem mit hohen Informations-, Transport- und Lieferkosten verbunden, die in jedem Fall anfallen. Daher lohnt International Sourcing häufig erst bei großen Warenvolumina, was sich für viele KMU als unrentabel erweist.
Internationale Präsenz ermöglicht, neue Kunden zu gewinnen
Die Präsenz von KMU in internationalen Beschaffungsmärkten kann es diesen ermöglichen, in den internationalen Märkten auch neue Kunden zu gewinnen. Die Nähe zu den Märkten und Kunden wird über die Brücke des International Sourcing hergestellt. Darüber hinaus kann das International Sourcing unter Umständen den Wissensaustausch und damit die Innovationsleistung fördern, was KMU häufig schwerer fällt als größeren Unternehmen. Für KMU gilt also, dass auch wenn der Aufwand des International Sourcing höher ist bzw. die damit verbundenen Fixkosten auf weniger Einkaufsvolumen verteilt werden können, es Zusatzeffekte im Marktzugang und bei der Innovation und damit letztendlich der Produktivität geben kann.
Handelsbilanzüberschuss mit den USA, Defizit mit Deutschland
Aufgeschlüsselt nach Handelspartnern erzielte die Schweiz den größten Handelsbilanzüberschuss im Handel mit den USA; das größte Handelsbilanzdefizit aus der Sicht der Schweiz resultierte aus dem Warenverkehr mit Deutschland. Für die Schweizer Exportwirtschaft ist es deshalb nicht unerheblich, wie die Konjunktur bei ihrem wichtigsten Außenhandelspartner Deutschland verläuft.
Die wichtigsten Exportgüter der Schweiz sind Produkte der chemischen und pharmazeutischen Industrie, Uhren und Maschinen. Die wichtigsten importierten Lebensmittelgruppen sind alkoholfreie Getränke, Früchte, Ölsaaten und ölhaltige Früchte, Getreide sowie Gemüse.
Nicht überraschend hatte die Pandemie deutliche Auswirkungen auf das International Sourcing der Schweiz. Im Jahr 2020 exportierte die Schweiz – gemessen am Warenwert – gut sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Die Importe schrumpften sogar um mehr als elf Prozent. Unter dem Strich nahm der Außenhandel um 40 Milliarden Franken ab. Vor allem im zweiten Quartal 2020 sanken die Ein- und Ausfuhren wie nie zuvor. Kein Zufall, dass es just die Zeit war, in der die erste große Corona-Welle anrollte mit all den damit zusammenhängenden Bekämpfungsmaßnahmen.
Unterbrochene Lieferketten
Wegen der Lockdowns in vielen Ländern waren die globalen Lieferketten zeitweise unterbrochen. Das riss weltweit Lücken in die Warenproduktion. So wurden zum Beispiel weniger Autos produziert und dementsprechend natürlich auch weniger Autos in die Schweiz importiert.
Und weil wegen der Pandemie auch in der Schweiz weniger produziert wurde, sank die Nachfrage nach Energieträgern wie Öl – auch das schlug sich negativ in der Außenhandelsbilanz nieder. Stärker gefragt als im Vorjahr, dies ist wenig überraschend, waren nur Schutzmasken und Textilien sowie Nahrungsmittel. Aber das allein konnte die Importbilanz der Schweiz nicht retten.
Pharmaindustrie verhindert stärkeren Einbruch
Auf der Exportseite verhinderte einmal mehr die Pharmaindustrie einen noch stärkeren Einbruch. Pharma war die einzige Branche, die leicht zulegen konnte. Für alle anderen Branchen ging es bergab. Besonders stark bei den Bijouteriewaren und Uhren, von denen im Jahr 2020 bis zu einem Drittel weniger ins Ausland verkauft wurden als in den Vorjahren.
Auch wenn die Importe und Exporte im letzten Jahr so stark zurückgingen wie lange nicht, so gibt es Zeichen der Entspannung. Das hat auch mit China zu tun, wo die Wirtschaft wieder wächst. Auch wenn das optimistisch stimmt: Vorbei ist die Corona-Krise noch lange nicht. Die Schweizer Außenwirtschaft dürfte noch länger darunter leiden. Mit der voraussichtlichen Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten nach der Corona-Pandemie wird auch die Schweizer Exportwirtschaft wahrscheinlich wieder bessere Zahlen schreiben. Die 2020 verlorenen Einnahmen können aber nicht mehr wettgemacht werden.
Exportwirtschaft ist zentral für Schweizer Wohlstand
Die Exportwirtschaft ist eine der zentralen Stützen der Wirtschaft in der Schweiz und daher für den Wohlstand und die Sicherung der Arbeitsplätze essenziell. Es bedarf daher auch weiterhin verschiedener Maßnahmen seitens der Schweizer Politik, um die Wirtschaft zu unterstützen. Ziel ist es, gestärkt aus der Krise hervorzugehen und den Herausforderungen – der Digitalisierung, dem Klimawandel, dem demografischen Wandel und nicht zuletzt der nachhaltigen Sicherung des freien Zugangs zu den Weltmärkten und Handelsräumen – zu begegnen.