Auch der Mittelstand kommt zunehmend in die Situation, Informationen über die eigene Nachhaltigkeit zur Verfügung stellen zu müssen. Wir erläutern, wie eine CO2-Bilanz erstellt werden kann.

Bislang sind kleine und mittelständische Unternehmen von den seit Jahresanfang geltenden erweiterten Pflichten zur nicht-finanziellen Berichterstattung noch nicht unmittelbar betroffen. Aber wie insbesondere erste Erfahrungen mit dem Lieferkettengesetz zeigen, werden sie als Lieferanten von ihren Auftraggebern zunehmend zur Bereitstellung entsprechender Informationen zur Nachhaltigkeit verpflichtet.

Welche Möglichkeiten es gibt, bspw. die CO2-Emissionsbilanz eines Unternehmens zu erstellen, zeigen wir hier am Beispiel von bdp Rostock.

Gesetzliche Berichtspflicht

Bisher gibt es in Deutschland nur für bestimmte börsennotierte Unternehmen eine Berichtspflicht für Umweltbelange als Teil einer für diese Unternehmen verpflichtenden nichtfinanziellen Erklärung (Corporate Social Responsibility, CSR).

Heizungskeller bei bdp Rostock

Heizungskeller bei bdp Rostock

Tiefenbohrung für Erdwärmepumpe

Tiefenbohrung für Erdwärmepumpe

Die Umweltbelange, über die berichtet werden muss, können sich gemäß § 289c HGB auf Treibhausgasemissionen, den Wasserverbrauch, die Luftverschmutzung, die Nutzung von erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energien oder den Schutz der biologischen Vielfalt beziehen. Die betroffenen Unternehmen müssen seit 2017 in ihrem Lagebericht oder einem separaten Nachhaltigkeitsbericht als Teil des Jahresabschlusses u. a. nicht-finanzielle Informationen offenlegen.

Mittelstand muss Nachhaltigkeitsinformationen liefern

Mit der im November 2022 vom EU-Parlament verabschiedeten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wurden die bestehenden Regeln zur nicht-finanziellen Berichterstattung erheblich erweitert (vgl. auch bdp aktuell 199). Mit der neuen CSRD wird der Anwendungsbereich hinsichtlich der berichtspflichtigen Unternehmen massiv ausgeweitet. Unternehmen, welche mindestens zwei der nachfolgenden Kriterien erfüllen, werden berichtspflichtig:

  • Bilanzsumme: > 20 Mio. Euro
  • Nettoumsatzerlöse: > 40 Mio. Euro
  • Durchschnittliche Zahl der während des Geschäftsjahres Beschäftigten: > 250

Diese Unternehmen müssen ab dem Geschäftsjahr 2025 die Berichtspflichten erfüllen. Schätzungsweise sind damit rund 50.000 Unternehmen in der EU betroffen, davon etwa 15.000 in Deutschland.

Kleine und mittelständische Unternehmen sind bisher nicht unmittelbar betroffen. Allerdings ist davon auszugehen, dass Großbetriebe CSR-Informationen von ihren Zulieferbetrieben einfordern werden. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund des zum 01.01.2023 in Kraft getretenen Lieferkettengesetzes (hierzu ausführlich: bdp aktuell 201).

Wie wird die Klimabilanz eines Unternehmens erstellt?

Auf dem Markt gibt es die ersten Anbieter zur Erstellung von Klimabilanzen in Form von CO2-Emissionsbilanzen. Zum einen bieten Ingenieur- und Planungsbüros sowie Unternehmensberatungen diese Leistung an. Die Kosten betragen dafür mindestens 4.000 Euro.

Zum anderen gibt auch erste Online-Anwendungen. Das Land NRW hat ein Tool entwickelt (www.ecocockpit.de), welches Unternehmen und Beratungsbüros kostenfrei anwenden können. Nach unserer Einschätzung ist der Aufbau des Tools jedoch relativ unübersichtlich und erfordert gewisse Vorkenntnisse in Bezug auf die Treibhausgasemissionen.

Eine weitere, allerdings kostenpflichtige Online-Anwendung gibt es z. B. mit dem Tool bei www.klimahelden.eu. bdp Rostock hat die Anwendung „Klimahelden“ im Rahmen eines Steuerberaterpartnerprogramms getestet und für seinen Standort die CO2-Emissionsbilanz erstellt.

Die Benutzung ist anwenderfreundlich aufgebaut, und man benötigt keine physikalischen Kenntnisse. Die Kosten liegen je nach Mitarbeiteranzahl bei 9 bis 200 Euro pro Monat.

In einer Abfragefolge werden die Verbrauchsgüter abgefragt. Dabei werden z. B. auch die Geschäftsreisen, der Strom- und Heizungsverbrauch und andere Werte (Papier, Wasser, Abfall) erfasst. Man kann zu diesen Werten auch Belege und Rechnungen hinterlegen. Auch für produzierende Unternehmen ist die Erfassung möglich.

Aus diesen erfassten Werten errechnet das Team von Klimahelden dann den unternehmensbezogenen CO2-Verbrauch und erstellt eine individuelle Klimabilanz. Zudem wird ein werbewirksames Kommunikationspaket (z. B. Urkunde, Zertifikat als Logo für Briefpapier und Internet-Auftritt) zur Verfügung gestellt.

Man erhält zudem Hinweise auf Reduktionsmöglichkeiten und Einsparpotenziale. Des Weiteren wird angeboten, den CO2-Verbrauch monetär auszugleichen. Dazu gibt es im Portal verschiedene Möglichkeiten. Im Rahmen des finanziellen Ausgleichs werden dann verschiedene Projekte wie z. B. die Errichtung von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen in Entwicklungsländern unterstützt.

Niedrige CO2-Emissionen bei bdp Rostock

Insgesamt beträgt der für bdp Rostock errechnete CO2-Ausstoß für das Jahr 2022 niedrige 5,54 Tonnen. Sortiert man die CO2-Postitionen von bdp Rostock nach ihrem Anteil an den Gesamtemissionen, dann entfällt der Hauptanteil auf die Arbeitswege der Mitarbeiter mit 43,47 % und die angeschafften Wirtschaftsgüter (Bürotechnik und Möbel) mit 35,6 %. An dritter Stelle nehmen die indirekten Emissionen einen großen Anteil (16,31 %) ein und beinhalten im Wesentlichen Dienstreisen zu Mandanten und Seminaren.

Durch den Einsatz einer PV-Anlage und einer Wärmepumpe als Heizung liegt der Anteil bei dem Energieverbrauch sehr niedrig (0,57 %). Die Wärmepumpe wurde bereits bei den Baumaßnahmen für den Büroanbau im Jahr 2014 installiert. Dabei erfolgten zwei Tiefenbohrungen von 80 m bzw. 30 m. Die PV-Anlage wurde 2017 von der Firma Novatecc (Mandant bei bdp Rostock) installiert. Als Stromlieferant wurde Green Planet Energy gewählt, der den Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien bezieht. Bei Dienstreisen und Vor-Ort-Terminen bei Mandanten wird ein Elektro-Auto oder wenn möglich im Stadtgebiet der ÖPNV genutzt. Durch die fortschreitende Digitalisierung im Büro wurde der Papieranteil und Materialverbrauch bereits erheblich reduziert. Zudem kommt überwiegend Recyclingpapier zum Einsatz. Für verbrauchte Stifte und Textmarker bietet Edding mit der Rücknahmebox eine gute Recyclinglösung an. Als Geschäftsführer war mir wichtig, mit dem Geschäftskonto zur GLS-Bank zu wechseln, da diese mit den Geldern ausschließlich soziale und ökologische Projekte finanziert.

Einsparpotenziale bestehen insbesondere noch im Bereich der Arbeitswege (z. B. Homeoffice) und dem sparsameren Umgang mit Bürotechnik und -material (Kapitalgüter). Geprüft wird derzeit die Errichtung einer Ladestation am Büro für Mandanten und Mitarbeiter, die an die PV-Anlage angeschlossen ist. Das kostenlose Aufladen von Elektrofahrzeugen im Betrieb des Arbeitgebers ist im Übrigen für Arbeitnehmer steuerfrei. Auch die Übernahme der Kosten für den ÖPNV (z. B. Deutschlandticket) ist steuerfrei möglich.

Siegel

Die berechneten 5,54 Tonnen hat bdp Rostock entsprechend finanziell ausgeglichen. Mit dem Geld wird in diesem Fall die Errichtung von Photovoltaikanlagen in Indien unterstützt.