bdp-Partner Rüdiger Kloth über die Beratung von kleinen und mittleren Unternehmen durch den Steuerberater
___Herr Kloth, welche Rolle spielt der Steuerberater für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)?
Zunächst einmal muss der Steuerberater sein Kerngeschäft betreiben, nämlich eine exakte Buchhaltung und zweckmäßige Steuergestaltung. Aber kleinere Unternehmen können sich in der Regel keine eigenen Controlling- oder Researchabteilungen leisten, um strategische Weichenstellungen vorzubereiten oder deren Auswirkungen zu analysieren. Und doch müssen die Geschäftsführer Tag für Tag und oft unter erheblichem Zeitdruck Entscheidungen fällen, die mittel- und langfristige Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg haben. Hier kommt dem Steuerberater als betriebswirtschaftlichem Berater eine im Wortsinn entscheidende Bedeutung zu, die weit über sein eigentliches Kerngeschäft hinausreicht.
___Stichwort Zeitdruck: Wie kann der Steuerberater die Flexibilitäts- und Tempoerfordernisse erfüllen?
Wir können hier direkt von den technischen Veränderungen der Buchhaltung profitieren: In den letzten Jahren haben wir immer mehr Mandanten auf digitale Buchhaltung umgestellt, oft buchen wir auch im Unternehmen selbst. Das bedeutet, dass die entscheidenden Zahlen sehr viel eher zur Verfügung stehen. Im Prinzip ist das in Echtzeit möglich und nicht mehr mit einem mehrwöchigen Nachlauf wie bei der früheren Papierbuchhaltung.
Und weil die Zahlen digital erfasst sind, lassen sie sich mit moderner Software auswerten, sodass auch kleinere Unternehmen mithilfe des Steuerberaters ihr Controlling professionalisieren und systematisieren können.
___Aber für den Unternehmer, der sich am Markt bewähren muss, sind doch riesige Excel-Sheets der reine Horror. Für deren Lektüre hat er ja gar keine Zeit.
Natürlich! Aber um spitzfindige Zahlenakrobatik geht es auch gar nicht. Gerade weil ja in der Hektik des Tages oft der Überblick verloren geht, kann die betriebswirtschaftliche Analyse des Steuerberaters generelle Trends zur Planung, Steuerung und Kontrolle der Unternehmensführung beisteuern. Er kann vor allem die zukünftigen Auswirkungen bestimmter Entscheidungen abschätzen.
___Welche Bereiche könnte das betreffen?
Nur ein paar Beispiele, die auf der Hand liegen: Das fängt bei Personalentscheidungen an, wo es sehr sinnvoll ist, vorab, also bevor konkrete arbeitsvertragliche Verpflichtungen eingegangen werden, die steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Auswirkungen abzuschätzen. Dann kann sich bei kleineren Betrieben, die wachsen, schnell die Frage nach der optimalen Rechtsform stellen. Auch hierzu kann der Steuerberater externen Sachverstand beitragen. Und schließlich ist der Steuerberater sicherlich in seinem Element, wenn es um die Unternehmensfinanzierung und die Vorbereitung von Kreditverhandlungen samt Aufbau einer professionellen Bankenkommunikation geht.
___Die Beratung findet also schon vorab statt?
Im Normalfall hat der Steuerberater eine langfristige Beziehung zu seinen Mandanten. Und ohne dass er ins Tagesgeschäft involviert wäre, kennt er die jeweiligen Unternehmen sehr gut. Insofern sind wir auch Sparringspartner, die im Zweifelsfall bewusst die Gegenposition zur Geschäftsführung einnehmen und Risiken und Alternativen aufzeigen.
Die grundsätzlichen Unternehmensziele muss natürlich die jeweilige Geschäftsführung entwickeln und vertreten. Aber da deren Entscheidungen sehr schnell existenzielle Auswirkungen haben können, trägt es zum Unternehmenserfolg bei, wenn der Steuerberater mit seiner Professionalität dabei hilft, die betriebswirtschaftlichen Risiken vorab klarer abschätzen zu können.