Die Bestandteile der integrierten Finanzplanung als Werkzeug der Krisenfrüherkennung. Teil II und Schluss unserer Serie
Krisen in Unternehmen treten fast nie völlig unangekündigt auf! Wer als Unternehmer vom Eintritt einer Krise überrascht wird, hat mit Sicherheit entsprechende Warnzeichen übersehen oder nicht ernst genommen. Dabei gehört aber das möglichst frühe Erkennen von Krisenanzeichen zu den elementaren Führungsaufgaben eines Unternehmers überhaupt. Wer dem Prinzip eines ganzheitlichen Managements folgt und eine professionelle Unternehmensplanung betreibt, ist vor einem solchen Managementversagen gefeit.
In der letzten Ausgabe von bdp aktuell haben wir die Vorteile und unterschiedlichen Arten von Finanzplanungen vorgestellt und argumentiert, dass das Liquiditätsmanagement im Rahmen einer integrierten Finanzplanung das Herzstück einer jeden Unternehmensplanung bildet. In dieser Ausgabe soll es um die Bestandteile der integrierten Finanzplanung als Werkzeug der Krisenfrüherkennung gehen. Wer dieses Werkzeug korrekt anwendet, kann eine Krise praktisch nicht mehr übersehen.
Die Hauptbestandteile einer integrierten Finanzplanung sind:
- Erfolgsplanung
- Liquiditätsplanung
- Bilanz
Die Erfolgsplanung
Die periodengerechte Gewinnermittlung ist das vorrangige Ziel der Erfolgsplanung. Die Umsatz- bzw. Absatzplanung bildet dabei den Ausgangspunkt und setzt sich aus den Teilplanungen zu Material, Personal, Investitionen, Finanzierung inklusive Zinsen sowie den sonstigen betrieblichen Aufwendungen zusammen.
Die Gewinn- und Verlustplanung orientiert sich dabei an dem Mindestgliederungsschema des § 275 HGB. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich um den systematischen Aufbau einer Gewinn-und-Verlust-Rechnung.
Die Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung als Teil der integrierten Finanzplanung setzt sich aus drei Positionen zusammen: An erster Stelle steht der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit, sprich die Ein- und Auszahlungen aus dem operativen Geschäft. Dazu kommen der Saldo aus Investitionen und Desinvestitionen sowie der Saldo aus der Außenfinanzierung. Aus der Summe ergibt sich die zahlungswirksame Veränderung.
Die Liquiditätsplanung lehnt sich an die Regelungen des IDW Prüfungsstandard PS 800 an.
Die Bilanz
Der dritte Teilbereich besteht aus der Bilanz mit den Vermögenspositionen auf der Aktivseite und den Schuldpositionen bzw. dem Eigenkapital auf der Passivseite.
Jeder Unternehmer sollte wissen, wie die Bilanz seines Unternehmens aussieht und aus welchen Bestandteilen sie besteht. Fremdfinanzierer interessiert insbesondere, wie sich das Verhältnis von Eigenmittelfinanzierung und Fremdfinanzierung zur Bilanzsumme entwickelt.
Fallbeispiele
Wir wollen die Beziehungen der Teilbereiche untereinander, aus der sich die „Integration“ der Finanzplanung ergibt, an einem Beispiel erläutern:
Ein Unternehmen begleicht Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in Höhe X. Die Auszahlung erfolgt aus dem operativen Geschäftsbetrieb, dementsprechend muss auch die Liquiditätsplanung angepasst werden. In der Bilanz müssen die Verbindlichkeiten um X reduziert werden, auf die GuV gibt es keine Auswirkungen.
Ein zweites Beispiel: Das Unternehmen verkauft ein Produkt im Wert von X im Monat A. Der Zahlungseingang erfolgt allerdings erst einen Monat später, in Monat B. Die GuV muss folglich im Monat A um den Umsatz X ergänzt werden.
In der Bilanz werden Forderungen in Höhe X für Monat A eingetragen sowie die Umsatzsteuerverbindlichkeiten, die im Folgemonat beglichen werden müssen.
Nach Zahlungseingang in Monat B wird die Liquidität um die Einzahlung des Betrags X und die Auszahlung der Mehrwertsteuer ergänzt. In der Bilanz werden die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen wiederum um den Betrag X reduziert.
Fazit
Die Quintessenz ist letztendlich: Jede Veränderung der Finanzen muss sofort in allen relevanten Planungen aufgenommen werden!
So erkennt man, wenn es irgendwo zu finanziellen Engpässen kommt. Daher ist es heutzutage eigentlich zwingend notwendig, dass die gesamte Finanzplanung in einem integrierten System durchgeführt wird, das alle o.a. Bereiche umfasst. Das bedeutet: Veränderungen in der Erfolgsplanung werden automatisch auch in der Liquiditätsplanung berücksichtigt und ausgewiesen.
Das erwünschte Nebenprodukt einer integrierten Finanzplanung ist die Kapitalflussrechnung nach der indirekten Methode von Bedeutung und hoher Aussagekraft. Die Kapitalflussrechnung nach der indirekten Methode hat den Vorteil, dass auch Finanzen berücksichtigt werden, die nicht aus der Bilanz oder der GuV hervorgehen.
Dabei wird vom Jahresüberschuss ausgegangen. Anschließend werden nach und nach die zahlungsunwirksamen Aufwendungen und Erträge aussortiert. Die Zahlungsströme lassen sich dabei in laufende Geschäftstätigkeit, Investitionen und Desinvestitionen und Finanzierungstätigkeiten einteilen.
Diese Kapitalflussrechnung ist eigentlich nur bei kapitalmarktorientierten Unternehmen Pflicht (§ 297 HGB), sie empfiehlt sich jedoch auch mittelständischen Unternehmen.
Bei Fragen zum Aufbau einer integrierten Finanzplanung stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.