In China sind die Anforderungen bei der Sozialversicherung sowie die Voraussetzungen für Arbeitserlaubnis und Arbeits- bzw. Aufenthaltsgenehmigung sehr streng. So vermeiden Sie folgenreiche Fehler bei Entsendungen nach China.
Für viele Unternehmen und vor allem auch für deren Mitarbeiter stellt sich bei befristeten beruflichen Tätigkeiten in China eine Fülle von Fragen und Problemen. Hierbei sind komplexe arbeits-, sozialversicherungs- und steuerrechtliche Rahmenbedingungen zu beachten. In China sind die Anforderungen bei der Sozialversicherung und die Voraussetzungen für die Arbeitserlaubnis (notification letter of foreigner‘s work permit) sowie die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung (work permit and residence permit) sehr streng. Deren Missachtung führt leicht zu erheblichen negativen Konsequenzen. Deshalb sollte man sich bei diesen Themen möglichst keine Fehler erlauben. Wir erläutern hier, wie Sie alles unter Kontrolle behalten.
Drei unterschiedliche Arbeitsaufenthalte in China
Bei Arbeitsaufenthalten in China sind grundsätzlich drei Möglichkeiten zu unterscheiden:
- Geschäftsreise
- Entsendung
- Nichtentsendung
Geschäftsreise
- nicht länger als drei Monate
- in der Regel mit Geschäftsvisum
- keine Arbeitserlaubnis notwendig
- Lebensmittelpunkt Deutschland
Entsendung
- länger als drei Monate
- von vornherein befristete Dauer bis zu 48 Monaten (verlängerbar auf 5 Jahre)
- auf Weisung und Rechnung des deutschen Arbeitgebers
Nichtentsendung
- ebenfalls mit befristeter Dauer
- auf Weisung des deutschen Arbeitgebers
- jedoch wird das Gehalt entweder unmittelbar oder mittelbar durch Weiterberechnung vom chinesischen Unternehmen getragen
Gültiges Geschäftsvisum ist Pflicht
Bei der Geschäftsreise sind nicht viele Bedingungen zu beachten. Selbstverständlich muss ein gültiges Visum, in der Regel ein Geschäftsvisum, vorhanden sein. Wird die maximal mögliche Dauer von drei Monaten bei einer Geschäftsreise überschritten, drohen dem Geschäftsreisenden in der Regel hohe und empfindliche Strafen. Bemerkt wird die Überschreitung spätestens bei der Ausreise während der Passkontrolle am Flughafen. Eine Arbeitserlaubnis ist jedoch nicht nötig.
Antragsprozess für eine Arbeits-und Aufenthaltsgenehmigung
Es gibt in der Regel zwei Möglichkeiten, eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen.
Möglichkeit 1: Antrag in Deutschland, geeignet für deutsche Expats, die sich in Deutschland befinden
- Beantragung einer Arbeitserlaubnis in China
- Beantragung eines Arbeitsvisums (Z-Visum) in Deutschland
- Einreise mit Z-Visum nach China
- Beantragung der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung in China
Möglichkeit 2: Antrag in China, geeignet für deutsche Expats, die sich bereits in China befinden
- Einreise mit dem Geschäftsvisum (M-Visum) nach China
- ärztliche Untersuchung und Anmeldung bei der örtlichen Polizei
- Beantragung einer vorläufigen Aufenthaltsgenehmigung
- Beantragung der Arbeits-und Aufenthaltsgenehmigung in China
Für die Beantragung der Arbeitserlaubnis müssen Sie in der Regel Ihren Bildungsabschluss sowie ein aktuelles polizeiliches Führungszeugnis von der chinesischen Botschaft beglaubigen lassen. Außerdem sind eine Wohnungsanmeldung in China und eine ärztliche Untersuchung erforderlich.
Voraussetzung sind in der Regel besondere Fachkenntnisse und in Deutschland erworbene einschlägige Berufserfahrungen. Für deutsche Experten, die nicht studiert haben oder über 60 Jahre alt sind, muss in der Praxis vorab eine Sondergenehmigung beantragt werden, was einen großen zeitlichen Aufwand erfordert. Nach deren Genehmigung folgt die Arbeitserlaubnis sowie die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung.
Klassifizierung von deutschen Expats
Deutsche Expats werden durch ein Punktesystem, dem „point-based classification system“, stufenweise bewertet und je nach Ausbildung, Alter, Gehaltsniveau und einschlägiger Berufserfahrung in Gruppen unterteilt. Die Regierung zielt darauf ab, Talentierte zu fördern, Qualifizierte zu kontrollieren und Ungelernte zu beschränken.
Gestaltung der Arbeitsverträge
Für deutsche Arbeitnehmer in China bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten, was die Gestaltung von Arbeitsverträgen anbelangt:
- Entsendungsvertrag mit dem deutschen Mutterunternehmen oder
- lokaler chinesischer Arbeitsvertrag
An und für sich ist die Regelung klar: Wird eine echte Entsendung vorgenommen, also auf Weisung und auf Rechnung der deutschen Muttergesellschaft, reicht ein Entsendungsvertrag zwischen dem deutschen Mutterhaus, dem Arbeitnehmer und der chinesischen Tochtergesellschaft, der klar den Einsatzbereich und die Kompetenzen des entsandten Mitarbeiters regelt.
Doppelte Vertragswerke
In der konkreten Praxis in China tun sich jedoch ganz andere Schwierigkeiten auf: In vielen chinesischen Städten, so auch in Beijing und Tianjin, wird der reine Entsendungsvertrag häufig nicht als ausreichend angesehen. Die Probleme entstehen bei der Beantragung der chinesischen Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung. Der Antragsteller wird häufig von den lokalen chinesischen Behörden dazu gedrängt, neben dem Entsendungsvertrag vor allem einen lokalen chinesischen Arbeitsvertrag vorzulegen.
Daher wird in vielen Fällen der nach China entsandte deutsche Arbeitnehmer zugleich zwei Vertragswerke nebeneinander haben:
- Entsendungsvertrag
- lokaler chinesischer Arbeitsvertrag
Die deutschen Arbeitgeber müssen daher darauf achten, dass bei einer Auflösung des Arbeitsverhältnisses auch beide Verträge berücksichtigt werden. Auf den lokalen chinesischen Vertrag ist alleine das chinesische Arbeitsrecht anwendbar. Wir empfehlen daher dringend, diese Verträge von einem chinesischen Rechtsanwalt gestalten oder zumindest prüfen zu lassen.
Gestaltung des chinesischen Arbeitsvertrags
Folgende Sachverhalte müssen im chinesischen Arbeitsvertrag aufgenommen sein bzw. geregelt werden:
- Name und Adresse des Mitarbeiters
- Dauer des Arbeitsverhältnisses
- Inhalt und Ort der Tätigkeit
- Arbeits- und Urlaubszeiten
- Entgelt
- Regelung zur Sozialversicherung
- Arbeitsschutz, Arbeitsbedingungen
- Bezeichnung und Sitz sowie gesetzlicher Vertreter des Arbeitgebers
Besondere Kündigungsregelungen
Ein großer Unterschied zum deutschen Recht besteht bei den Kündigungsregelungen. In China sind Kündigungsszenarien streng formal geregelt. Wenn einer der nachfolgend beispielhaft genannten Umstände vorliegt, kann der Arbeitgeber den Arbeitsvertrag kündigen, wenn er das dem Angestellten mit 30 Tagen Frist schriftlich mitteilt oder ihm zusätzlich einen Monatslohn zahlt.
Kündigungen sind möglich
- bei Erkrankung des Arbeitnehmers und nicht möglicher Wiederaufnahme der Arbeit,
- bei nicht genügenden Leistungen auch nach Hinweis und Schulung sowie dann,
- wenn der Arbeitsvertrag nicht erfüllt werden kann.
Kündigungsmöglichkeiten durch Arbeitnehmer
Für den Arbeitnehmer in China sind die Regelungen deutlich freundlicher: Er kann nahezu ohne jeden Grund innerhalb von 30 Tagen kündigen, während der Probezeit sogar innerhalb von drei Tagen.
Es ist zu beachten, dass in China eine Probezeit von sechs Monaten nur dann zulässig ist, wenn der Arbeitsvertrag über mindestens drei Jahre abgeschlossen wird oder ein unbefristeter Arbeitsvertrag vorliegt.
Natürlich können Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch eine über das Arbeitsrecht hinausgehende Kündigungsfrist im Arbeitsvertrag vereinbaren, z. B. eine 3-Monatsfrist nach der Probezeit oder 2-Wochenfrist während der Probezeit. Falls ein Arbeitnehmer jedoch nach 30 bzw. drei Tagen schriftlich kündigt, muss auch dies nach den arbeitsrechtlichen Bestimmungen abgewickelt werden.
Gestaltung des Entsendungsvertrags
Bei der Erstellung des Entsendungsvertrags ist Folgendes zu beachten:
- Vergütungspaket (Grundgehalt, Bonus, Auslandszulagen etc.)
- Werden die Zulagen (auch teilweise) von der chinesischen Tochter getragen?
- Sind die Kosten für die chinesische Tochter steuerlich absetzbar?
Betriebsstättenrisiko: Ungewollte Gründung einer eigenen Betriebsstätte verursacht Quellensteuer
Ein weiteres Problem entsteht bei der Entsendung von Mitarbeitern für das deutsche Mutterunternehmen häufig dadurch, dass sie damit (ungewollt) eine Dienstleistungsbetriebsstätte gründen. Aus Sicht des chinesischen Finanzamtes gründet die deutsche Muttergesellschaft (neben ihrer Tochtergesellschaft in China) durch die Entsendung von Mitarbeitern eine eigene Betriebsstätte in China. Dies bedeutet, dass weiterbelastete Servicegebühren von der deutschen Muttergesellschaft an das chinesische Tochterunternehmen einer zusätzlichen Quellensteuer unterliegen.
Bitte beachten Sie, dass eine Mitarbeiter-Betriebsstätte in China nur bei einer Weiterbelastung von der deutschen Muttergesellschaft an die chinesische Tochtergesellschaft besteht. Um das Risiko einer Mitarbeiter-Betriebsstätte zu verringern, sollte keine Weiterbelastung von der deutschen Muttergesellschaft an die chinesische Tochtergesellschaft stattfinden. Ein chinesischer Arbeitsvertrag und die Arbeitsgenehmigung (work permit) sollten vorhanden sein und zusätzlich sollte die Einkommenssteuer (IIT: individual income tax)in China abgeführt werden.
Das Betriebsstättenrisiko kann deutlich verringert werden, wenn keine Entsendung stattfindet, sondern ein deutscher Expat bei der chinesischen Tochter direkt angestellt wird. Es wird dabei kein Entsendungsvertrag abgeschlossen, es besteht nur der chinesische Arbeitsvertrag. Hier empfehlen wir Ihnen, den Vertrag nach drei Jahren mit dem deutschen Expat neu zu verhandeln.
Zur Analyse des Betriebsstättenrisikos und gegebenenfalls zur Vermeidung dieser ungewollten Gründung einer Dienstleistungsbetriebsstätte sprechen Sie bitte rechtzeitig Ihren bdp-Berater an.
Regelungen zur Sozialversicherung
Deutschland hat mit China ein Abkommen über die Sozialversicherung geschlossen. Dieses Abkommen bezieht sich aber nur auf die Rentenversicherung und die Arbeitslosenversicherung. Krankenversicherung, Unfallversicherung und Mutterschutzversicherung müssen in China zusätzlich bezahlt werden. Auch die Mitarbeiter, die eine internationale Krankenversicherung haben, müssen in China trotzdem die Krankenversicherung zahlen, da die internationale Krankenversicherung nur als eine Zusatzversicherung gesehen wird und somit nicht als gesetzliche Krankenversicherung gilt. Bei diesbezüglichen Fragen wenden Sie sich bitte zeitnah an Ihren bdp-Berater.
Um eine Doppelbezahlung der Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung in China zu vermeiden, sollte eine Bescheinigung gemäß chinesisch-deutschem Abkommen über die Sozialversicherung von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin ausgestellt werden.
Steuerpflicht des Entsendeten
Bei einer Tätigkeit von mehr als 183 Tagen wird das chinesische Einkommen des deutschen Arbeitnehmers auch in China mit der Individual Income Tax (IIT) besteuert.
Grundgehalt, 13. Monatsgehalt, Auslandszulagen sowie verschiedene Formen von Bonuszahlungen und Prämien in China sind steuerpflichtig. Falls die Spesen in der Lohnabrechnung stehen, sind sie, im Unterschied zu Deutschland, in China ebenfalls steuerpflichtig.
Auch Zulagen und Zuschüsse, die monatlich oder regelmäßig an den deutschen Expat gezahlt werden, gelten als Gehaltseinnahmen, die dem IIT unterliegen.
Fazit
Auf keinen Fall dürfen Mitarbeiter ungeplant und ohne genaue vorherige Abstimmung nach China entsendet und dort tätig werden. Bei dabei unterlaufenen Fehlern drohen gravierende Konsequenzen bis hin zu empfindlichen Strafen. Damit Sie alles unter Kontrolle behalten, muss der Einsatz der Mitarbeiter im Ausland vorab gründlich besprochen und systematisch geplant werden.
bdp steht Ihnen hierfür gerne zur Verfügung.