Anlässlich des Internationalen Frauentags 2025 veranstalteten das German Centre Shanghai und bdp gemeinsam den Workshop „Promoting Cross-Cultural Leadership for Female Leaders“.
Frauen in Führungspositionen sind heute präsenter denn je, doch es gibt weiterhin strukturelle und kulturelle Hürden. Begeisterte Aufnahme fand daher unser Female Leadership Workshop von bdp China Partnerin und bdp China Desk Leiterin, Fang Fang (COO Mechanical Components), am 5. März 2025 in Shanghai. Die Veranstaltung brachte weibliche Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen Branchen zusammen.
Rückblick auf den „Cross-Cultural Leadership Workshop for Female Leaders“ in Shanghai anlässlich des Internationalen Frauentags im März 2025
In dieser und der nachfolgenden Ausgabe von bdp aktuell finden Sie daher die Zusammenfassung einiger zentraler Punkte, Hintergrundwissen und Strategien aus dem Workshop und dem Austausch der Führungskräfte.
Klar ist mittlerweile, dass Frauen in Führungspositionen ein entscheidender Faktor für international erfolgreiche Unternehmen sind. Dennoch bleibt auch der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und in China im Vergleich gering.
Innerhalb des interaktiven Workshops mit dem vollen Titel „Promoting Cross-Cultural Leadership for Female Leaders“ im German Centre Shanghai, anlässlich des Internationalen Frauentags 2025, widmete sich bdp China Partnerin, Fang Fang, daher diesem Thema. Sie gab Einblicke in ihre persönlichen Erfolgsrezepte bei der Leitung multikultureller Teams aus Deutschland und China und gemeinsam wurde im Workshop besprochen, wie Frauen sich von traditionellen kulturellen Zwängen in China befreien können, unsichtbare interkulturelle Barrieren durchbrechen und ihre Führungspositionen in einem internationalen Arbeitsumfeld verbessern können.
Status quo: Anteile weiblicher Führungskräfte in Deutschland und China
In Deutschland besetzen Frauen statistisch aktuell lediglich zwischen 13 % und 16 % der Top-Positionen in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Insgesamt liegt ihr Anteil in der deutschen Wirtschaft bei etwa 24 %. Im Vergleich dazu sind in China rund 33 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt, was u. a. auf ein anderes gesellschaftliches und kulturelles Umfeld und unternehmerische Strukturen zurückzuführen ist.
Laut der AllBright-Stiftung sind 87 % der Vorstandsmitglieder in deutschen Unternehmen männlich, 89 % sind deutscher Herkunft und fast die Hälfte haben einen wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss. Dies zeigt beispielhaft, dass Netzwerke, die von Männern dominiert werden, eine zentrale Rolle spielen. Frauen haben oft einen erschwerten Zugang zu diesen Strukturen.
Diversity drives Excellence: Über 40 % Frauen in Führungspositionen in der bdp Gruppe
Für die bdp Gruppe ist Chancengleichheit tatsächlich schon gelebte Realität: Unsere mittelständische Unternehmensberatung mit Schwerpunkt auf Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Buchhaltung und Rechtsberatung in Deutschland und in China sowie einigen weiteren Standorten, hat einen Frauenanteil von 45,5 % und 40 % Frauen in Führungspositionen. Unsere langjährige Erfahrung in der Unternehmensberatung zeigt: Diversität in Führungsteams erhöht nicht nur die Profitabilität, sondern verbessert auch Compliance, Controlling und das Risikomanagement, denn: Teams mit einem höherem Frauenanteil neigen zu besseren Entscheidungsprozessen und bringen häufiger innovative Ideen ein.
Hindernisse für Frauen in Führungspositionen: Unbewusste Vorurteile und das Thema Work-Life-Integration
Ein zentrales Hindernis für Frauen in Führungspositionen sind unbewusste Vorurteile (unconscious bias), die nahezu überall eine Rolle spielen. Studien zeigen, dass identische Aussagen je nach Geschlecht unterschiedlich wahrgenommen werden:
- Männer, die selbstbewusst auftreten, gelten oft als „kompetent“. Frauen werden in der Situation häufig eher als „zu ehrgeizig“ oder „dominant“ wahrgenommen oder bewertet.
- Ein Mann mit Kindern gilt als verantwortungsbewusst und erhält unter Umständen eine Beförderung. Eine Frau mit Kindern hingegen wird oft als weniger flexibel betrachtet.
- Führt eine Frau ein Team mit klaren Ansagen, gilt sie schnell als „schwierig“ oder „aggressiv“, während männliche Führungskräfte für dieselbe Herangehensweise als „durchsetzungsstark“ bewertet werden.
Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bleibt oft eine große Herausforderung. Es wird zum Balanceakt zwischen dem Schützen persönlicher Energieressourcen und auf professioneller Ebene Ziele zu erreichen. Um diese Balance herzustellen, braucht es gute Strukturen und Flexibilität am Arbeitsplatz.
Chancen diverser Führungsstile für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Der inklusive Arbeitsplatz der Zukunft vereint interkulturelle und intergenerationelle Teams. Mehr Vielfalt und diversifizierte Ansätze in der Führungsetage durch weibliche Führungskräfte und Führungskräfte unterschiedlichster Hintergründe hat erheblichen Einfluss darauf, wie sich das Thema Work-Life-Integration am Arbeitsplatz weiterentwickeln kann. Dazu kommen in diesem Zusammenhang viele neue Chancen durch den effizienten Einsatz von KI, z. B. Tools zur Automatisierung von Routine-Aufgaben, was die Arbeitszeit potenziell reduzieren könnte. Aber gerade auch im Angesicht technischer Weiterentwicklung spielt die menschliche Komponente dahinter die Hauptrolle, da sich der Wert vieler Dienstleistungen in Zukunft noch mehr durch menschliche Qualitäten auszeichnen wird. Beispielsweise kann KI theoretisch bereits ganze Teams bei der Datenprüfung ersetzen, etwa in der Buchhaltung. Doch der wahre Wert der Berater liegt darin, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und die individuellen Bedürfnisse und Abläufe der Kunden wirklich zu verstehen, um maßgeschneiderte Dienstleistungen bieten zu können. Dabei spielt auch starke Teamarbeit eine wichtige Rolle, denn heutzutage ist Spezialisierung entscheidend – niemand kann in allem herausragend sein. Unternehmen brauchen Strukturen, die eine nahtlose Zusammenarbeit ermöglichen, um Fachwissen aus verschiedenen Bereichen zu vereinen.
Gesamtgesellschaftlich gesehen sollte es also nicht nur darum gehen, weiblichen Leitungskräften mehr Wege zu ebnen, sondern auch darum, generell gesündere, innovativere und effizientere Arbeitsumfelder zu schaffen. Führungskräfte, die offene Kommunikation fördern und ihren Teams Autonomie gewähren, was Frauen nach unserem Austausch erfahrungsgemäß zum Teil leichter fällt, schaffen eine unterstützende und ausgeglichene Arbeitsumgebung, was nicht nur den Frauen selbst bei der Work-Life-Integration hilft, sondern der gesamten Organisation, denn letztlich ist Freude an der Arbeit essenziell: Und wenn Menschen sich wohlfühlen und gerne zusammenarbeiten, ist eine ganz andere Art der Zusammenarbeit möglich.
Soft Skills: Führung mit emotionaler Intelligenz und das chinesische Konzept des „sich selbst Überdenkens“ 反思 (fǎn sī)
Frauen werden meist ausgeprägtere Soft Skills zugeschrieben. Eine mögliche Erklärung dafür ist die oft immer noch stärkere Übernahme von Care-Arbeit durch Frauen. Auch wir wissen schon lange: Ein diplomatischer Führungsstil und Empathie fördern Vertrauen und Zusammenarbeit in interkulturellen Teams. Die Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven zu vereinen und innovative Lösungen zu entwickeln, ist in global agierenden Unternehmen ein klarer Wettbewerbsvorteil. Führen mit emotionaler Intelligenz erfordert jedoch, unabhängig vom Geschlecht, meist einiges an emotionalem Wachstum und charakterlicher Bildung. Studien zeigen jedoch, wer mit „emotionaler Intelligenz“ führt – also auf Inspiration, Motivation und ein positives Arbeitsumfeld setzt – steigert nicht nur die Zufriedenheit der Teams, sondern erzielt auch bessere Ergebnisse. Ein Führungsstil, der die Entwicklung der Menschen in den Mittelpunkt stellt, fördert Vertrauen und Zusammenarbeit. Ehrlichkeit und ein ehrliches Bestreben, die Leute weiterzubringen, sind dabei essenziell. Durch diplomatische und einfühlsame Führungsansätze können die Bedürfnisse einzelner Teammitglieder besser antizipiert werden. Dies ermöglicht es, Sprache bewusst einzusetzen und Konflikte zu entschärfen und das Beste aus dem Einzelnen hervorzubringen. Auch auf interkultureller Ebene und im Chinageschäft profitiert man durch den Abbau hierarchischer Hürden, was zu mehr gegenseitigem Respekt und gemeinsamer Entscheidungsfindung führen kann.
Wer über emotionale Intelligenz verfügt, versteht sein Team auf einer tieferen Ebene, erkennt emotionale Signale und kann Konflikte konstruktiv lösen. Doch bevor wir andere verstehen, müssen wir uns selbst reflektieren. Hierzu gibt es auch das schöne chinesische Konzept des sich selbst Überdenkens 反思 (fǎn sī) – „noch mal darüber nachdenken“ –, um Emotionen, Beziehungen und Handlungen bewusster zu betrachten. Solche Selbstreflexion ist der Schlüssel zu authentischer Führung und einem offenen Umgang mit Feedback. Wer als Führungskraft nicht bereit ist, kritische Rückmeldungen anzunehmen, wird sich kaum weiterentwickeln. Ein Umfeld der Offenheit wiederum stärkt das Sicherheitsgefühl und die Wertschätzung.
Ebenso wichtig ist es am Arbeitsplatz, den richtigen Zeitpunkt und die richtige Art der Kommunikation zu wählen. Denn wie wir etwas sagen, kann genauso bedeutsam sein wie das, was wir sagen. Es ist von äußerster Bedeutung psychologisch sichere Arbeitsräume zu schaffen, in denen Teams ohne Angst vor Kritik ihr Bestes geben können.
Gerade in einer Zeit, in der KI uns hilft, effizienter zu arbeiten, sollten Führungskräfte – egal welchen Geschlechts – nicht vergessen, dass das größte Potenzial in den Menschen liegt, mit denen sie zusammenarbeiten. Wer es als Führungskraft schafft, dieses Potenzial zu entfalten, stärkt die Organisation nachhaltig.
Frauenförderung ist kein Selbstläufer. In der Folgeausgabe von bdp aktuell erläutern wir, mit welchen persönlichen Strategien und institutionellen Maßnahmen sie gelingen kann.
Internationaler Frauentag Women in Leadership Workshop in Shanghai
Fang Fang, Partner bei bdp China und COO of bdp Mechanical referierte, wie die Führungsqualitäten weiblicher Leitungskräfte gefördert werden können
Fang Fang, Partner bei bdp China und COO of bdp Mechanical referierte, wie die Führungsqualitäten weiblicher Leitungskräfte gefördert werden können