Viele deutsche Mittelständler haben weder die Fachkenntnisse noch die Zeit, chinesische Produzenten richtig auszuwählen und ohne Unterstützung von Deutschland aus zu steuern.
Als Unternehmen, das Ware aus China bezieht, haben Sie die folgenden Situationen vielleicht schon einmal erlebt:
- Chinesische Lieferanten haben Ihnen zwar perfekte Muster, sogenannte „Golden Sample“, präsentiert, in der Massenproduktion ist die Qualität des Endproduktes aber plötzlich deutlich schlechter.
- Ihnen werden günstige Fertigungsprozesse angeboten, doch die Höhe der Gesamtkosten überrascht Sie am Ende.
Viele deutsche Mittelständler haben weder die Fachkenntnisse noch die Zeit, chinesische Produzenten richtig auszuwählen und von Deutschland aus entsprechend zu steuern. Bei Near-Sourcing mag Ihr Management vielleicht noch funktionieren, bei Far-Sourcing wird es allerdings deutlich schwieriger.
In diesem Beitrag stellen wir Ihnen sieben Fehler vor, die Sie bei der Beschaffung aus China unbedingt vermeiden sollten und mit unserer Unterstützung auch vermeiden können.
Fehler Nr. 1: Die Produktbeschreibungen und Spezifikationen sind ungenau
Leider kann es passieren, dass das Endprodukt von Ihren ursprünglichen Wünschen und Designideen abweicht. Daher sollten Sie den Lieferanten stets 2D- und 3D-Zeichnungen der Roh- und Fertigteile sowie die Qualitätssicherungsvereinbarung (QSV) zukommen lassen. Wenn Sie einen Defektkatalog und die Verpackungsvorschriften haben, senden Sie diese ebenfalls an den Lieferanten. Auf diese Weise können Sie ein realistisches Angebot erhalten. Idealerweise senden Sie auch Musterteile an die Lieferanten, damit diese wissen, welche Qualität Sie erwarten und was Sie eigentlich haben wollen.
Fehler Nr. 2: Sie wissen nur wenig über die chinesischen Gesamtproduktionskosten
Hier ist es besonders von Bedeutung, dass Sie sich als Kunde nicht nur auf die Stückpreise fokussieren, sondern auch die Gesamtkosten im Blick behalten. Die Gesamtkosten umfassen die Qualitäts-, Service- und Lieferkosten.
Es ist zudem wichtig, dass in der Kalkulation die Schlüsselkosten, wie Werkzeug-, Formen- und Vorrichtungskosten, Losgrößen sowie die Seefrachtkosten und Wechselkursschwankungen berücksichtigt werden. Ein guter Schritt ist es, sich vom Lieferanten einen Cost-Breakdown geben zu lassen, um alle Kosten auf einen Blick zu sehen.
Fehler Nr. 3: Der Lieferant hat wenig Erfahrung in der Durchführung ähnlicher Projekte
Die Auswahl des Lieferanten sollte sich unbedingt auch nach dessen Erfahrung in der Fertigung ähnlicher Bauteile, wie Sie sie wünschen, richten. Diese Erfahrung umfasst die Entwicklung ähnlicher Produkte im Bereich der Modelle und der Fertigung sowie der Prozesskontrolle. Manche Probleme können leicht in der Entwicklungs- und Bemusterungsphase übersehen werden. Dies kann dann in der Serienproduktion zur Herausforderung werden, zu Lieferverzögerungen führen oder gar das Projekt scheitern lassen.
Fehler Nr. 4: Sie kommunizieren nur schriftlich
Während des gesamten Ablaufs des Prozesses von technischer Analyse, Festlegung des Produzenten, Modellherstellung, Bemusterung und Vorserie bis hin zur Serienfertigung, sollten mehrere gemeinsame Video-Konferenzen stattfinden. Je nach Komplexität des Projektes kann die Häufigkeit der Kontakte variieren.
In den gemeinsamen Video-Konferenzen geht es überwiegend darum, klare Problemstellungen zu benennen sowie Lösungsvorschläge zu finden und diese abzuarbeiten.
Fehler Nr. 5: Sie haben dem Lieferantenaudit nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet
Das Lieferantenaudit hat eine zentrale Bedeutung innerhalb der Prozessschritte, um unvorhersehbare Probleme im Lauf der Zusammenarbeit zu vermeiden. Ohne dieses Audit kann eine Kooperation zwischen beiden Parteien sehr mühsam werden.
Überprüfen Sie beim Audit die Grundinformationen über die Lieferanten wie die Größe, die Umsätze und ihre Referenzprodukte, aber auch die Kunden - beispielsweise welches Gießereiverfahren oder Bearbeitungsverfahren der Lieferant verwendet. Zudem sollten Sie in Erfahrung bringen, ob es geplant ist gewisse Prozesse auszulagern.
Bitte achten Sie darauf, dass das neue, ab 2023 gültige, deutsche Lieferkettengesetz auch in China entsprechende Compliance erfordert.
Fehler Nr. 6: Sie können die Sprachbarriere nicht vollständig überwinden
Sprachbarrieren führen immer wieder zu Kommunikationsfehlern. Mit chinesischen Lieferanten zu kommunizieren ist nicht einfach. Leider sprechen nur wenige chinesische Ingenieure wirklich gutes Englisch. Es ist schwer, ihnen auf Englisch eine konkrete Vorstellung von einem Produkt zu vermitteln und das eigene Vorhaben vor Ort umzusetzen.
Fehler Nr. 7: Die Produktionsüberwachung vor Ort wird nicht durchgeführt
Um größere Probleme in der Serienfertigung zu vermeiden, sollten Sie eine Produktionsüberwachung beim Lieferanten vor Ort abhalten. Bevor Sie die Bauteile von China nach Deutschland versenden, sollten Sie darauf achten, dass eine Endkontrolle stattfindet. Diese Kontrolle sollte natürlich vor Ort, am besten mit Ihrem eigenen Personal oder einem erfahrenen Serviceprovider, durchgeführt werden, damit es keine Schwierigkeiten bei der Warenannahme in Deutschland gibt.
Kontakt
Wenden Sie sich bei weiteren Fragen zum Thema „Beschaffung aus China“ bitte an sales@bdp-mc.com. Unser bdp Mechanical Components Team berät und unterstützt Sie gern.