Dr. Jens Christian Posselt berichtet von der bdp-Chinareise inklusive Treffen mit Kollegen, Mandanten, Beratern, Investoren und Behörden
November 2016. Wie so oft in den vergangenen Jahren reisen wir nach China, dieses Mal zusammen mit der Hamburger Wirtschaftsförderung und unserem Kooperationspartner China Business Center Hamburg (CBCH). Vier Himmelsrichtungen, aber fünf Städte: Chengdu, Shenzhen, Beijing und Qingdao und natürlich unser Headquarter in China in Tianjin. Wir konnten somit gleich zwei bdp-Büros besuchen: Tianjin und unser neues Office in Qingdao. Treffen mit Kollegen, Mandanten, Beratern, Investoren und Behörden. Teilnehmer der Reise waren mit Dr. Posselt und Frau Cao zwei Juristen und mit Frau Hong Lang und Herrn Hübl zwei Betriebswirte. Teilweise wurden wir unterstützt durch die technische Kompetenz unseres bdp-Büros in Qingdao und Herrn Ingenieur Chuanying Cui, weil wir chinesischen Investoren somit auch eine technische Expertise beim Erwerb von Unternehmen in Deutschland bieten können.
Die Reise fällt in eine Zeit voller Bewegung in Chinas Wirtschaft und im Verhältnis Chinas zur Außenwelt. In Deutschland machen „Deal-Meldungen“ die Runde: Kuka, Aixtron, Osram, Flughafen Frankfurt/Hahn. Alle Meldungen betreffen chinesische Investoren, die verstärkt in deutsche Unternehmen investieren. Investitionen aus der Vergangenheit sind schnell vergessen. Wer denkt heute noch an Putzmeister und Medion? Und plötzlich entdeckt das Ausland wieder die „German Angst“: Ausverkauf der deutschen Technologie! Haben wir wirklich etwas zu befürchten?
Seit unserer Reise ist viel geschehen: Während der Einstieg chinesischer Investoren bei dem Roboter-Hersteller KUKA vollzogen werden kann, scheiterte die Beteiligung eines chinesischen Investors an dem Unternehmen Aixtron. In beiden Fällen hing der Erfolg der Transaktion von dem Verhalten der US-amerikanischen Behörden ab, da die Unternehmen jeweils Beteiligungen in den USA haben und somit US-amerikanische Interessen berührt sind. Im Fall Aixtron scheiterte der „Deal“ am Veto der USA. Vor dem Hintergrund des Amtsantritts des neuen US-Präsidenten Donald Trump und seinem Grundsatz „America first“ kann man sich leicht ausmalen, wie in Zukunft die Beteiligung ausländischer Investoren an deutschen Unternehmen, gerade wenn die Investoren aus China kommen, beeinflusst werden könnte.
Daher sollte man differenzierter betrachten, mit welchen Zielen chinesische Investoren im Ausland und insbesondere in Deutschland investieren. Dazu ist es wichtig, wie wir vor Ort zu sein und mit den Akteuren zu sprechen.
Die strategischen Investoren
Chinas Wirtschaft ist einem Wandel unterworfen. China ist nicht mehr nur billige Werkbank für die westliche Welt, da sich die Produktionskosten erheblich verteuert haben. Mittlerweile investieren nicht nur westliche Unternehmen, sondern auch chinesische Unternehmen zum Beispiel in Ländern wie Vietnam, in denen die Lohnkosten deutlich geringer sind als in China. China ist gezwungen, effektiver und produktiver zu produzieren. Dafür ist das Land auf ausländische Technologie angewiesen. Daher sind ganz sicher die Investitionen in führende Technologieunternehmen in Europa und den USA ein wesentlicher Grund für die Übernahme von Unternehmen wie Aixtron oder KUKA.
Dabei macht sich auch ein neuer Trend in China bemerkbar: Bisher standen Unternehmen mit einer starken „Brand“ im Fokus von chinesischen Investoren. Auf unserer Reise begegneten uns erstmals Investoren, die die Absicht haben, auch in Start-ups zu investieren. Dies macht aus unserer Sicht für beide Seiten sehr viel Sinn: Junge Unternehmen mit neuen Technologien haben es auch in Deutschland schwer, sich gegen etablierte Unternehmen durchzusetzen. Ein Land wie China, das noch vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für Technologien bietet, ist daher ein hervorragender Markt, um neue Ideen auszuprobieren. Eine Kapitalisierung solcher Unternehmen bietet daher beiden Seiten große Entwicklungschancen.
Von den strategischen Investoren ist aber auch am ehesten zu erwarten, dass sie die Auslandsbeteiligung dazu nutzen werden, Know-how nach China zu transferieren. Aber sie sind nicht die einzigen Investoren, die ins Ausland streben.
Die Finanzinvestoren
Nicht alle Investoren schauen auf Technologie-Unternehmen, um einen Know-how-Transfer von Europa nach China zu ermöglichen. In China entwickelt sich eine Unternehmenskultur, die uns stark an die Zeit des neuen Marktes Anfang der 2000er-Jahre in Deutschland erinnert. Das Schlagwort des „IPO“ macht die Runde und scheint in China eine besondere Magie zu entfalten. Alle wollen an die Börse. Doch was tun mit dem eingesammelten Kapital? China ist von einer Abwertung seiner Währung bedroht. Die Börsenneulinge suchen daher händeringend nach Möglichkeiten eines Investments, das Wertstabilität und Rendite bietet. Natürlich kommen dabei auch Technologieunternehmen in Betracht, aber nicht nur. Der Kreis dieser Investoren sucht daher im Wesentlichen nach Marken und Produkten, die eine gewisse Stabilität gewährleisten. Hier kommen zum Beispiel auch Handelsunternehmen oder Immobilien in Betracht. Der Know-how-Transfer steht dabei nicht im Fokus dieser Investoren.
Die Privatinvestoren
Die Unternehmer, die in den vergangenen Jahren vom Boom der chinesischen Wirtschaft profitiert haben, sehen auch sehr deutlich die Schwächen und Probleme des Landes. Insbesondere die Angst vor einer sich abschwächenden Wirtschaft und die Sorgen vor einer sich immer weiter verschlechternden Umwelt führen dazu, dass viele chinesische Investoren ein privates Standbein in Europa suchen. Auch sie haben Interesse daran, kleinere und mittlere Unternehmen zu übernehmen, aber auch in Immobilien zu investieren. Verbunden damit ist der Wunsch, in Europa und insbesondere in Deutschland, einen Lebensmittelpunkt aufzubauen. Wir gehen davon aus, dass das Interesse an Deutschland angesichts der – vorsichtig ausgedrückt – zunehmend reservierten Haltung der US-amerikanischen sowie englischen Regierung gegenüber Menschen, die in ihrem Land leben wollen, weiter deutlich zunehmen wird.
Was können und sollen wir tun?
Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass chinesische Investitionen in Deutschland für beide Seiten grundsätzlich positive Effekte haben können. Deutsche mittelständische Unternehmen stehen vor einer Reihe von Problemen, für die ein ausländischer Investor eine Lösung sein kann: Ungelöste Nachfolgefälle, schrumpfende Märkte, geringe Eigenkapitaldecke sind nur einige Problemkreise, die aus unserer Sicht besonders gravierend sind. Es wäre töricht, wenn man Menschen die Tür vor der Nase zuschlagen würde, die in der Lage sind, an der Lösung dieser Probleme mitzuwirken.
Damit bleiben die Fragen: Wie finde ich einen passenden Kooperationspartner? Wie realisiere ich eine solche Kooperation in Deutschland bzw. China? Wir unterstützen Sie dabei, Antworten auf diese Fragen zu finden. Wir gestalten aktiv den Prozess der Suche nach geeigneten Partnern in Deutschland bzw. in China. Unsere deutsch-chinesischen Teams sowie unsere Kooperationspartner sind darauf spezialisiert, diesen Projekten zum Erfolg zu verhelfen. Sprechen Sie uns an, denn der erste Schritt ist der wichtigste!