Die EU bricht Monopol der Big Four mit Rotation. Davon profitieren mittelständische Kanzleien wie bdp
1.600 Unternehmen in Deutschland müssen in den kommenden Jahren nach dem Willen der EU ihre Wirtschaftsprüfer wechseln. Künftig dürfen Prüfungsmandate nur noch maximal zehn Jahre dauern und müssen dann gewechselt werden (Rotationsprinzip). Bestimmte Dienstleistungen - etwa Steuerberatung und Tipps über Investitionen und Strategien - sind Wirtschaftsprüfern nur noch in engen Grenzen erlaubt.
Diese Politik richtet sich vor allem gegen die „Großen Vier“ der Branche: Deloitte, Ernst & Young, KPMG und Pricewaterhouse-Coopers und sorgt für neuen Wettbewerb in der Branche. Kleinere Sozietäten wie bdp werden von der Richtlinie profitieren, meint bdp-Gründungspartner Dr. Michael Bormann: „Wir sind mittelstandsorientiert und seit Langem auch erfahren in der Prüfung von kapitalmarktorientierten Unternehmen. Dies wird uns automatisch bei der nun einsetzenden Rotation in den Fokus der nach neuen Prüfungsgesellschaften suchenden Unternehmen bringen.“
Finanzkrise als Zäsur
Die Finanzkrise 2009 offenbarte, dass viele Bilanzprüfer Banken und Unternehmen eine ordnungsgemäße Buchhaltung testiert haben, obwohl diese kurz vor der Pleite standen. Wegen Interessenkonflikten wurde vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu spät oder gar nicht gewarnt. Damit ging das Vertrauen in die Qualität der Rechnungslegung und Abschlussprüfungen rapide zurück. Die EU handelte und verabschiedete im April 2014 eine neue Abschlussprüfer-Richtlinie und -Verordnung, die in den jeweiligen Mitgliedstaaten innerhalb von zwei Jahren umgesetzt werden muss: Endtermin ist Juni 2016. Mit ihrer Reform verfolgt die EU das Ziel, die Unabhängigkeit der Abschlussprüfer zu stärken und einen wettbewerbsfähigen Markt für Abschlussprüfungsleistungen zu sichern. Den deutschen Markt haben die vier großen international agierenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften KPMG, Ernst & Young, Deloitte und Pricewaterhouse-Coopers unter sich aufgeteilt. Mit über 30 Mandaten von Dax und MDAX-Unternehmen ist vor allem KPMG führend.
Pflichtrotation nach 10 Jahren
Ernst & Young hofft, von der Rotation zu profitieren. Denn schon 2019 muss aufgrund der neuen EU–Richtlinie das 2009 hart erkämpfte Siemens–Mandat abgegeben werden, Honorarvolumina in dreistelliger Millionenhöhe inklusive. Ersatz scheint zumindest zahlenmäßig gegeben: Unter die neue EU-Richtlinie fallen in Deutschland rund 1.600 Unternehmen, die als sogenannte PIEs-Public-Interest-Entities-Unternehmen von öffentlichen Interesse sind. „Derzeit sind es 780 Unternehmen. Hauptgrund für die Erweiterung ist, dass zukünftig auch Versicherungsunternehmen mit einbezogen werden“, so Dr. Reiner Veidt, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüferkammer, die für bundesweit 21.000 Mitglieder zuständig ist und die Berufsaufsicht über die Branche innehat.
Nach zehn Jahren ist nunmehr eine Pflichtrotation der Wirtschaftsprüfer vorgesehen, die maximal auf 20 Jahre im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung oder im Rahmen einer Gemeinschaftsprüfung, dem sogenannten Joint Audit, sogar auf 24 Jahre verlängert werden kann. Letzteres wurde von deutschen Unternehmen kaum genutzt, sodass sich hier künftig die Chance für einen Zuwachs an Prüfungsmandaten ergibt.
Wirtschaftsprüferkammer–Geschäftsführer Veidt: „Wir schätzen, dass sich die Zahl von derzeit 77 Abschlussprüferpraxen, die Unternehmen von öffentlichem Interesse prüfen, um etwa 30 erhöhen wird.“ Derweil versuchen Lobbyisten wie Hans-Jürgen Säglitz vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, die neue Richtlinie aufzuweichen und fordern eine längere Frist für deren Umsetzung. Auch der Vorstandssprecher des Instituts der Wirtschaftsprüfer, Klaus-Peter Naumann, verlangt Ausnahmen etwa für Banken von Autoherstellern, weil dies sonst zu Schwierigkeiten bei der Bilanzierung des Gesamtkonzerns führen könnte.
Große Mandate erfordern viel Personal
Kritiker wie der Würzburger Professor für Wirtschaftsprüfungs- und Beratungswesen Hansrudi Lenz befürchten jedoch, dass die angestrebte Rotation nur zu einem Wechsel unter den großen Beratungsunternehmen führen wird, aber nicht zu den von der EU angestrebten besseren Chancen für kleinere Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Die Prüfung großer Unternehmen erfordert eine immense Vorhaltung qualifizierten Personals – bis zu 100 Mitarbeiter sind mit der Prüfung eines einzigen Unternehmens beschäftigt. „Gerade bei den Big Four sind häufig viele Assistenten im Einsatz, während in mittelständischen Prüfungskanzleien Prüfungsteams mit langjährigen Erfahrungen tätig sind“, so Dr. Michael Bormann. „Dennoch dürfte auch für mittelgroße Prüfungsgesellschaften die Zwangsrotation positive Effekte haben, weil insbesondere durch die öffentliche Vergabe das bisherige Kartell der Big Four etwas aufgebrochen wird, was sicherlich dem Berufsstand sehr gut tun und die Prüfungsqualität verbessern dürfte. Hierzu ist es aber auch erforderlich, dass öffentliche Unternehmen bei der Auswahl des Prüfers wirklich nach Qualität, Individualität und Know-how Ausschau halten und nicht nur nach großen Namen. bdp konnte sich hier bereits qualifizieren, z. B. durch den Sonderprüfungs-Auftrag von der Deutschen Rentenversicherung.“
Fusionen an der Tagesordnung
In der Zunft der Wirtschaftsprüfer ist derweil rege Betriebsamkeit an der Tagesordnung. Fusionen sollen helfen, den Markt weiter zu dominieren oder neu anzugreifen. Dr. Michael Bormann positioniert bdp gegen diese Tendenz: „Zahlreiche Sozietäten und Beratungsunternehmen werden sich dem grassierenden Fusionstrend nicht anschließen wollen. Die Konzentration auf den Mittelstand und die Lösung von dessen Problemen in allen Facetten ist eine der Stärken von bdp, die wir nicht aufgeben wollen.“
Das Fazit des bdp-Gründungspartners lautet daher: „Der positive Unterschied zwischen bdp und den Big Four wird immer bleiben: Bei bdp sind die Partner als Mitunternehmer selbst Unternehmer und verstehen ihre mittelständischen Mandanten. Mandanten sind für uns keine Nummern, sondern können individuell und auf Augenhöhe betreut werden. Auch für internationale Mandate ist bdp durch die Mitgliedschaft in EuropeFides gut aufgestellt und muss sich hier hinter den Big Four nicht verstecken.“