Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter der Maturus Finance GmbH, über Sale-and-Lease-Back
____Herr von der Goltz, Firmenchefs stehen insbesondere in der Restrukturierung unter dem besonderen Druck, alternative Finanzierungsquellen zu finden. Welche Funktion kann dabei Sale-and-Lease-Back übernehmen?
Carl-Jan von der Goltz: Sale-and-Lease-Back ist hier die perfekte Lösung. Durch den Verkauf der unternehmenseigenen gebrauchten Maschinen und das anschließende Zurückmieten werden verborgene Reserven freigesetzt und neue Freiräume für den notwendigen unternehmerischen Spielraum geschaffen - aus ureigenster Kraft, ohne Bittgänge zur Hausbank. Bei dieser Finanzierungsform wird das Augenmerk eindeutig auf die Werthaltigkeit der gebrauchten Maschinen und Produktionsanlagen des betroffenen Unternehmens gelegt und dessen allgemeine Bonität nachrangig betrachtet.
____Welche Vorteile hat der Unternehmer?
Kurz gesagt sind das eine verbesserte Liquidität und eine positive Bilanz. Stichwort Liquidität: Der Kaufpreis für die gebrauchten Maschinen spült dem Unternehmen direkt frisches Geld in die Kassen. Gleichzeitig können die Maschinen ohne Unterbrechung weiter genutzt werden. Stichwort Bilanz: Gleichzeitig werden durch den Verkauf der weitestgehend abgeschriebenen Maschinen regelmäßig stille Reserven gehoben, die die Eigenkapitalquote verbessern helfen. Auf der anderen Seite erfolgt durch die Leasingverpflichtungen keine Bilanzverlängerung. Somit können Eigenmittel im Betrieb rentabler eingesetzt werden und der unternehmerische Spielraum bleibt erhalten. Die Leasingraten stellen darüber hinaus zu wesentlichen Teilen abzugsfähige Betriebsausgaben dar.
____Gibt es je nach Situation des Kunden unterschiedliche Lösungswege?
Selbstverständlich! Beim Sale-and-Lease-Back werden gebrauchte Maschinen und Produktionsanlagen verkauft und zur weiteren Nutzung gleichzeitig wieder zurückgeleast. Beim Sale-Buy-Back (Mietkauf) bleibt der Mieter wirtschaftlicher Eigentümer und schreibt die Maschinen weiterhin in seiner Bilanz ab. Das juristische Eigentum geht erst nach Zahlung der letzten Rate an den Käufer über.
____Wie funktioniert dies bei der Insolvenzfinanzierung?
Im Rahmen der alternativen Insolvenzfinanzierung wird eine Sale-and-Lease-Back-Finanzierung unter der aufschiebenden Bedingung abgeschlossen, dass ein diese Finanzierung berücksichtigender Insolvenzplan von den beteiligten Parteien genehmigt und umgesetzt wird. Darüber hinaus kann im Rahmen eines ESUG-Verfahrens nach Zustimmung aller Beteiligten der freie Maschinenpark veräußert und zur Nutzung zurückgemietet werden, um die notwendige Liquidität – als Alternative zum Massedarlehen – zur Fortführung des Unternehmens im Rahmen der Eigenverwaltung bzw. im Schutzschirm zu generieren.
Sollte die Fortführung gelingen, wird der Maschinenpark dem Übernehmer entweder im Rahmen eines Leasingvertrages zur Verfügung gestellt oder an diesen verkauft. Beim Handelsgeschäft kauft der ABF-Anbieter dem Unternehmen nicht mehr produktionsrelevantes Betriebsvermögen ab, erspart diesem somit einen möglicherweise lang währenden Verkaufsprozess und führt dem Unternehmen kurzfristig Liquidität zu.
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