Die Bilanzen 2009 werden oft zu Ratingabstufungen führen. Halten Sie mit einer ausgewogenen Finanzierungsstruktur dagegen

Die Finanzierung von Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, stellt für alle Beteiligten stets eine besondere Herausforderung dar. Die Krisenjahre sind noch nicht überstanden, die Erholungsphase wird noch andauern. Das Jahr 2009 ist für viele Unternehmen noch nicht der Tiefpunkt gewesen, obwohl in einigen Sektoren oder Regionen positive Signale der langsamen Erholung erkennbar sind.

Die Geschäftsabschlüsse 2009 werden jetzt die Ratingeinstufungen 2010 maßgeblich beeinflussen. Es wird aber wenige Unternehmen geben, die 2009 keine Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse zu verzeichnen hatten. Die Mehrheit deutscher Unternehmen erwartet also eine Ratingherabstufung und eine deutlich erschwerte Situation bei der Kreditversorgung. Die Kreditklemme wird schmerzhaft werden.

Die Kreditwirtschaft räumt im Einzelfall Versorgungsprobleme ein und hat Maßnahmen zur Gegensteuerung angekündigt. So will beispielsweise die Sparkassenorganisation durch die Schaffung eines Mittelstandsfonds die Kreditvergabe stärken. Auch andere Markteilnehmer wollen Maßnahmen zur Versorgung der Wirtschaft mit Unternehmenskrediten initiieren. Die Installierung eines Kredit-Mediators nach französischem Vorbild macht deutlich, dass auch der Bundesregierung die Aufrechterhaltung der Kreditvergabe wichtig ist.

Allerdings sind bestimmte Finanzierungsoptionen, wie z. B. kapitalmarktrefinanzierte Mezzanine-Programme,  komplett vom Markt verschwunden, und Konzentrationsprozesse in der Bankenlandschaft werden die Zahl der ansprechbaren Finanzierungspartner reduzieren.

Aber ungeachtet dieser Unwägbarkeiten besteht auch nach dem Crash für viele Unternehmen die Chance, sich für die anstehenden Jahre als gestärkter Marktteilnehmer aufzustellen und Wettbewerbsvorteile zu erreichen.

Dies wird eine professionelle Kommunikation gegenüber den Finanzierungspartnern erfordern und eine entsprechend der Bilanzstruktur optimierte Zusammensetzung der Finanzierungsbausteine nötig machen.

Zeitnahe Kommunikation mit Finanzierungspartnern

Die zeitnahe und klare Kommunikation mit Finanzierungspartnern wird in den kommenden Geschäftsjahren einen Erfolgsfaktor darstellen. Dies betrifft auch die Kreditversicherer. Auch wenn diese nicht direkte Finanzierungspartner sind, haben sie maßgeblichen Einfluss auf die Liquiditätssituation der Unternehmen. Jeder Unternehmer sollte im Zuge seiner Lieferantenbeziehung auch die involvierten Kreditversicherer kennen und ggf. regelmäßig über die Entwicklungen informieren.

In der Krisenphase konnte bdp in bilateralen Gesprächen mit Adradius, Euler Hermes oder der Coface die Aufrechterhaltung von bereits gestrichenen Kreditlinien erreichen. Dies gelang uns nur durch die offene und klare Information über die Unternehmenssituation und die Entwicklungsperspektiven.

Hierbei ist die zeitnahe Darstellung der Geschäftsentwicklung von zentraler Bedeutung. Ferner muss, insbesondere wenn das Geschäftsjahr schlechter verlaufen sollte, die Entwicklung nachvollziehbar dargestellt und  Maßnahmen erarbeitet und dokumentiert werden. Eine integrierte Erfolgs-, Liquiditäts- und Bilanzplanung ist dabei unerlässlich.

Ratingverfahren im Blick behalten

Wer Kapitalbedarf hat, sollte sein Rating stets im Fokus haben und Möglichkeiten zur Verbesserung nutzen. Ein Blick auf die wesentlichen Kennzahlen eines Unternehmens lohnt sich also. Wir stellen nachfolgend die sechs wichtigsten und am häufigsten für ein Ratingverfahren herangezogenen Kennzahlen vor (vgl. Tabelle) und erläutern Ansätze, wie deren Benotung verbessert werden kann.

Quantitatives Rating: Standardbewertung nach Kennziffernausprägung
 
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Eigenkapitalquote > 30 % 20 - 30 % 15 - 20 % 10 - 15 % 5 - 10 %
Working Capital Ratio > 150 % 130 - 150 % 120 - 130 % 110 - 120 % 100 - 110 %
Gesamtkapitalumschlag > 5-mal 4 - 5-mal 3 - 4-mal 2 - 3-mal 1 - 2-mal
Gesamtkapitalrentabilität > 15 % 10 - 15 % 8 - 10 % 5 - 8 % < 5 %
Schuldentilgungsdauer < 2 Jahre 2 - 4 Jahre 4 - 6 Jahre 6 - 8 Jahre 8 - 10 Jahre
Anlagendeckung > 150 % 125 - 150 % 110 - 125 % 105 - 110 % 100 - 105 %

Beim Working-Capital stellt sich die Frage, ob das Umlaufvermögen ausreicht, die entsprechenden Verbindlichkeiten zu bedienen. Verbesserungsmöglichkeiten bestehen darin, Umschuldungen in langfristige Verbindlichkeiten vorzunehmen und kurzfristige Verbindlichkeiten abzulösen.

Auch der Gesamtkapitalumschlag ist eine wichtige Kennziffer, die darüber Auskunft gibt, welche Produktivität das eingesetzte Kapital erzielt. Verbesserungen können z. B. durch Sale-and-lease-back erreicht werden. Zudem sind stets das Anlagevermögen auf die Produktivität hin zu prüfen und ggf. Desinvestitionen bzw. Rationalisierungsinvestitionen vorzunehmen.

Die Gesamtkapitalrentabilität gibt Aufschluss darüber, ob das Fremdkapital eine ausreichende Produktivität erreicht. Hier sind insbesondere Maßnahmen zur Bilanzsummenverkürzung, aber auch zur deutlichen Rentabilitätssteigerung gefragt, die sich unmittelbar in der Umsatzrentabilität niederschlagen.

Die Schuldentilgungsdauer zeigt wiederum an, in welchem Zeitrahmen durch operative Tätigkeit das Unternehmen in der Lage ist, seine Schulden zu tilgen. Verbessernde Maßnahmen bestehen hier im Lagerabbau, im schon angesprochenen Veräußern oder Outsourcing von Anlagevermögen und in den Bemühungen um ein verkürztes Kundenziel, also ein verbessertes Debitorenmanagement. Insgesamt ist die Schuldentilgungsdauer eine wichtige Kennziffer, die zeigt, wie weit das Unternehmen in der Lage ist, Liquidität und Ertrag zu verbessern.

Dass die Eigenkapitalquote sehr stark ratingbestimmend ist, dürfte wohl jedem geläufig sein. Insbesondere die Entnahme- und Kostenpositionen spielen hier eine Rolle sowie die Ertragssituation.

Zur Bilanz- und Kennzahlenanalyse beachten Sie bitte unsere einschlägige Serie.

Eigenkapitalfinanzierung

Die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse werden häufig zu negativen Veränderungen der Eigenkapitalstrukturen führen.

Hier können regional organisierte Beteiligungsgesellschaften (z. B. die der Bürgschaftsbanken) helfen, der Unterversorgung mit Eigenkapital entgegenzuwirken und eine signifikante Ratingverbesserung zu erreichen. Dies hat dann im Zuge der risikoadjustierten Bepreisung bei Bankkrediten eine zinsentlastende Wirkung. Hier sind verschiedene Formen der Beteiligung zu sehen. So wird sowohl die direkte Beteiligung als auch die stille Beteiligung mit festgelegten Entgeltregelungen, die auch gewinnorientierte Positionen beinhalten, angeboten.

Strategische Wachstumsziele in bestimmten Branchensektoren sind auch für klassische Equity-Gesellschaften als Finanzierungspartner des Mittelstandes interessant. Insbesondere bei Unternehmen, die außerhalb des KMU-Status liegen, kann die Einbindung eines Equity-Partners sinnvoll sein. Hier gilt es klare Vereinbarungen über Unternehmensziele und die zukünftige Exitstrategie zu treffen.

Als dritter Partner kommt die Einbindung eines kapitalstarken strategischen Partners in Betracht. Hier können gemeinschaftliche Synergien gehoben und die Position gegenüber Kunden und Lieferanten gestärkt werden.

Die in den Boom-Jahren ausgegebenen marktrefinanzierten Mezzanine-Programme laufen in der nächsten Jahren aus und werden fällig. eine Verlängerung wird mangels Refinanzierungsmöglichkeit nicht möglich sein. Viele Mittelständler waren jedoch in der Vergangenheit auch nicht in der Lage, sich dafür ausreichende Liquidität zur Tilgung zu schaffen. Darauf, dass diese eigenkapitalähnlichen Produkte dem Unternehmen nicht mehr zur Verfügung stehen, muss rechtzeitig reagiert werden.

Fremdkapitalfinanzierung

Die klassische Fremdkapitalfinanzierung wird auch in der Zukunft einen wichtigen Anteil an der Finanzierungszusammensetzung haben. Unterstützt werden die Banken hierbei durch die mögliche Einbindung von Förderinstrumenten der KfW und der regionalen Förderinstitute.

Dies spielt in allen Lebenssituationen eines Unternehmens eine wichtige Rolle. So wird bei Existenzgründungsfinanzierungen, bei der Wachstumsfinanzierung, bei M&A-Prozessen bis hin zur Nachfolgefinanzierung (was für den Erwerber wieder eine Existenzgründungsfinanzierung darstellt) die Begleitung durch die Hausbank unerlässlich bleiben.

Je nach Unternehmensgröße ist es auch aus Sicht der Banken sinnvoll, nicht nur auf einen Finanzierungspartner zu setzen, sondern mehrere Kreditinstitute zu involvieren. Dadurch wird eine Risikoaufteilung zwischen den Finanzierern gefunden und ausbalanciert. Unternehmer dürfen sich nicht in Abhängigkeit eines einzigen Entscheidungsträgers begeben.

Off-Balance-Finanzierung

Wie bereits im Zusammenhang mit der Ratingoptimierung angesprochen, sollten auch Finanzierungspartner außerhalb der Bilanzstrukturen eingebunden werden.

Bei der Finanzierung von Gegenständen des Anlagevermögens (auch immaterielle Werte in der IT-Technik) stehen Spezialfinanzierer und Leasinggesellschaften zur Verfügung. Hierdurch können sehr häufig auch Bilanzkennzahlen und die Einhaltung von Covenants, die mit den anderen Finanzierungspartnern vereinbart wurden, positiv beeinflusst werden.

Aber auch in den Forderungspositionen lässt sich durch die Einbindung von Factoringgesellschaften Bilanzstrukturpolitik betreiben und das eigene Forderungsmanagement unterstützen. Hier sind Details wie Abtretungsausschlüsse sowie Art und Umfang einzelner Kundensegmente bzw. Kundenbeziehungen zu beachten.

bdp steht seit zwei Jahrzehnten stets an der Seite des Mittelstands. Das gilt auch und gerade dann, wenn das Umfeld schwierig ist. Sprechen Sie uns an, damit wir Hindernisse für Ihren Erfolg beseitigen können.