Gebotene Sorgfalt durch umfassende Untersuchungen beim Erwerb eines Unternehmens
In Ausgabe 77 von bdp aktuell haben wir die Due Diligence als wesentliches Element beim Prozess eines Unternehmenskaufs und damit die sorgfältige Prüfung einer M&A-Transaktion zusammenfassend dargestellt.
Die umfassende Due-Diligence-Prüfung bedingt eine integrale Beurteilung aller Aspekte der Wertschöpfungskette und der unterstützenden Funktionen einer Unternehmung. Dies umfasst die Auseinandersetzung mit dem Geschäftsmodell (Produkt-Markt-Wettbewerb und Organisation), mit der Technik (Anlagen, Materialflüsse und Know-how), mit den Immobilien, mit den Human Resources (Qualifikation, Motivation, Vergütungssystem, Kultur), mit der Informatik (Hardware, Software, Prozesse), mit Steuern und Recht sowie als Ergebnis daraus, mit der finanziellen Vergangenheit und Zukunft.
Für die fundierte Beurteilung einer M&A Akquisition müssen folgende Fragen beantwortet werden können:
- Wie passt die Strategie des Übernahmeprojekts zu jener des Käufers?
- Wie ist das Zielobjekt im Markt und Wettbewerb positioniert?
- Welches Geschäftsmodell hat das zu übernehmende Unternehmen?
- Wie sehen die betrieblichen Prozesse aus?
Die Commercial-Due-Diligence erfolgt auf vier Themengebieten:
- Markt- und Wettbewerbsanalyse
- Kunden- und Portfolioanalyse
- Wertschöpfungskettenanalyse
- Produkt- und Technologieanalyse
In der Außenansicht wird der relevante Markt, in welchem das Unternehmen operiert, sowie dessen Marktpositionierung analysiert. So lassen sich die zukünftigen Chancen und Risiken bezüglich Markttrends und Konkurrenz abschätzen. Die Kundenanalyse identifiziert Klumpenrisiken und Verbesserungspotenziale. Die Kunden- und Portfolioanalyse untersucht Synergiepotenziale bzw. Kannibalisierungseffekte mit dem Käufer.
In der Innenansicht dient die Analyse der Wertschöpfungskette dem vertieften Verständnis der Funktionsweise des Zielunternehmens sowie dessen Ablauf- und Aufbauorganisation. Hier wird auch untersucht, ob die Anlagen zweckmäßig und aktuell sind. Die Produktanalyse ermittelt, ob Klumpenrisiken bestehen. Sie soll zudem untersuchen, wie viel mit welchen Produkten verdient wird. Gleichzeitig sollen mögliche Synergiepotenziale definiert werden.
Mit den vorgenannten Analysen wird ein enger Zusammenhang mit der Financial-Due-Diligence hergestellt. Wer die Finanzzahlen verstehen will, muss auch die betrieblichen Werttreiber kennen. Um die zukünftige finanzielle Entwicklung beurteilen zu können, muss ein integrales Verständnis des Marktumfeldes und der Marktpositionierung des Übernahmeobjekts gegeben sein. Die Commercial-Due-Diligence trägt zu einer vertieften Interpretation der Finanzkennzahlen bei. Idealerweise sind die dieselben Spezialisten mit der Financial- und Commercial-Due-Diligence zu beauftragen. Die finanziellen Auswirkungen des Befunds aus der Commercial-Due-Diligence fließen in die Finanzplanung des Übernehmers ein. Ein Kaufpreisangebot wird entsprechend verifiziert und ggf. angepasst. Risiken, welche sich finanziell nicht abbilden lassen, finden Berücksichtigung in einer vertraglichen Absicherung.