Wir sprechen mit Ralf Lüdke, ausscheidender Gesellschafter der Ralf Lüdke Bau- und Möbeltischlerei GmbH über den durch bdp begleiteten Nachfolgeprozess.
Deutschlandweit sind 260.000 Unternehmen im Nachfolgeprozess. Das Thema Nachfolge ist in der deutschen Unternehmenslandschaft seit Jahren dringlich und – neben Fachkräftemangel, demografischem Wandel und Digitalisierung – eine der großen Herausforderungen.
Die Nachfolge innerhalb der eigenen Familie nimmt ab. Stattdessen übergeben Unternehmer ihr Lebenswerk immer häufiger an Nachfolger außerhalb der Familie – so sie denn einen finden.
Bei der Bau- und Möbeltischlerei Ralf Lüdke hat bdp in diesem Jahr die Nachfolge erfolgreich begleitet. Die Tischlerei Lüdke ist seit ihrer Gründung 1986 in Berlin-Kreuzberg ansässig und besteht aus einem Team von 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nach 35 Jahren trat Ralf Lüdke jetzt in die zweite Reihe und hat am 01.06.2021 die Geschäftsführung an seinen Nachfolger Klemens Hantsch übergeben. Über diesen erfolgreichen Nachfolgeprozess sprachen wir mit Ralf Lüdke, dem Gründer und ausscheidenden Gesellschafter der Ralf Lüdke Bau- und Möbeltischlerei GmbH.
Herr Lüdke, Sie haben Ihr Unternehmen verkauft. Wann ist die Idee, Ihr Unternehmen zu verkaufen, erstmals aufgetaucht?
Das war erstmals schon vor 10 Jahren. Damals wollte ich die Firma verschenken, nicht verkaufen. Ich hatte einen Mitarbeiter, der interessiert war, aber sich dann doch nicht getraut hat. Dann gab es immer mal wieder welche, die wollten den Namen allein kaufen. Aber das hat mich nicht überzeugt. Auf alle Fälle, es hat sich rumgesprochen.
Aber dann hat Herr Hantsch Interesse gezeigt. Wir sind gut ins Gespräch gekommen und er hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Er ist Diplom-Ingenieur und war im mittleren Management bei Mercedes.
„Ich habe eine neue unternehmerische Herausforderung gesucht und mit dieser Firma auch gefunden.“
Klemens Hantsch
Ich habe dann mit Klemens Hantsch über meine Vorstellung für das Unternehmen gesprochen. Letztes Jahr ist der ganze Betrieb abgebrannt und musste komplett wieder aufgebaut werden. Das heißt aber auch, dass hier alles praktisch nagelneu ist. Herr Hantsch war sehr interessiert, und tatsächlich gab es keinen besseren Zeitpunkt die Firma zu verkaufen. Unsere Steuerberater, meinerseits Herr Dr. Bormann, haben sich abgestimmt und die Formalitäten abgeklärt. Alles lief wunderbar und reibungslos. Dann kam irgendwann mal der bekannte Handschlag.
Das war‘s?
Natürlich gab es einige Sachen zu besprechen. Zum Beispiel meine Beratungshonorare und andere Sachen. Er wollte mein Beratungshonorar reduzieren. Ich konnte da etwas mitgehen. Flexibel zu bleiben ist wichtig für eine gute Übergabe. Das war für mich kein Problem. Mir waren andere Sachen wichtiger, z. B. die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das war für mich das Wichtigste überhaupt. Ich wollte auch, dass Herr Hantsch Probe arbeitet und die Belegschaft richtig kennenlernt. Er ist ein „paar“ Jahre jünger als ich und das hat alles sehr gut geklappt. Ich muss gestehen, dass ich sehr zufrieden bin.
Wie war dieser Moment des Handschlags für Sie? Immerhin sprechen wir hier von 35 Jahren.
Gut. Ich habe immer gesagt, dass ich mit 60 aufhören will. Ich bin nicht der Unternehmer, der an seiner Firma hängt, als ob die sein Kind wäre. Man muss auch loslassen können. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich mit 60 in den Ruhestand gehe. Meine Kinder sind alle schon erwachsen und haben von uns Unterstützung bekommen und sich ihr eigenes Leben aufgebaut.
Früher war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Sprösslinge das Familienunternehmen übernahmen. Jetzt gilt das nicht mehr. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wollte keines Ihrer Kinder die Firma übernehmen?
Die Zeiten haben sich geändert. Zunehmend haben erwachsene Kinder andere berufliche Interessen als ihre Eltern. Persönlich wollten meine Kinder nicht übernehmen, und ich wollte das auch nicht. Ich habe so viele Berufskollegen kennengelernt, die ihre Firma an die Kinder übergeben haben. Und das ist dann oft das Ende ihrer Beziehung gewesen. Man kann z. B. mit Mitarbeitern offen über Überstunden sprechen und verhandeln, aber mit den eigenen Kindern ist das schwieriger. Man tendiert eher dazu zu sagen „Du kommst am Wochenende, wir müssen mehr arbeiten.“
Ich kenne einige Eltern und deren Kinder, die sich nur noch streiten. Ich wollte so was meiner Familie nicht antun. Wenn eines meiner Kinder gesagt hätte, es mochte das unbedingt, dann hätte ich gesagt, dass es seine Lehre irgendwo anders machen muss und vorab woanders arbeiten soll. Ich möchte die Wochenenden mit meiner Familie genießen und nicht ständig über die Firma sprechen oder diskutieren müssen.
Warum kam nicht infrage, dass Sie einfach den Namen verkaufen?
Weil Lüdke für Qualität und eine bestimmte Arbeitsweise steht. Qualität und Leistung müssen bezahlt werden. Sie müssen wissen, wir produzieren für große Firmen wie Louis Vuitton usw. Für Industriellenfamilien weltweit in Moskau, Paris und London. Dahinter steht höchste Qualität und Logistik. Für uns ist nicht nur der Name wichtig, sondern das Ganze. Deswegen war mir der Nachfolger sehr wichtig. Deswegen war ich auch bereit flexibler zu sein, wenn der richtige Nachfolger kommt. Die Firma musste als Ganzes übernommen werden. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Warum ist die Nachfolgefrage in der deutschen Unternehmenslandschaft seit Jahren so dringlich? Welche Fehler kann man vermeiden, damit es bei der Nachfolge so reibungslos klappt wie bei Ihnen?
Wie ich vorhin erwähnt habe, ist mangelnde Flexibilität das größte Problem. Unternehmen werden einfach oft zu hoch bewertet. Was bringt das dann überhaupt? Wenn ich verkaufen möchte und jemand Passendes kommt, aber der Preis ist zu hoch, und er oder sie hat nicht genügend Mittel oder die Bank macht nicht mit? Was bringt mir das und dem potenziellen Käufer überhaupt?
„Das Schicksal meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war mir auch im Übergabeprozess sehr wichtig.“
Ralf Lüdke
Ich wollte auch nicht, dass nach einiger Zeit die Firma aufgegeben oder weiterverkauft wird, weil es nicht mehr geht. Stress wollte ich auch nie haben. Man muss Kompromisse finden.
Es ist auch nicht selbstverständlich, dass jemand die Firma inklusive Belegschaft übernimmt. Wie ich schon vorhin erwähnt habe, sind meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mir sehr wichtig. Manche sind über 25 oder sogar 30 Jahre bei Lüdke. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Herz von jeder Firma und haben das komplette Know-how. Sie einfach auf die Straße zu setzen, war nie eine Option für mich.
Was sind andere wichtiger Parameter für eine erfolgreiche Übergabe?
Die Antennen auszufahren und die richtigen Informationen an den richtigen Stellen zu streuen. So hat Herr Hantsch den Weg zu uns gefunden. Als Berater selbst noch einige Zeit lang in der Firma zu bleiben, ist immer eine gute Idee und auch eine praktische Lösung für den Käufer sowie selbst für die Banken.
Wenn die Bank weiß, dass ich mit meiner Erfahrung da noch drei Jahre lang bleibe, dann gibt das der Bank Sicherheit. Im Vergleich zu Existenzgründungen wird bei der Übernahme eines ganzen Unternehmens meist sehr viel mehr Kapital benötigt. Da muss man die Bank an seiner Seite haben.
Noch etwas dabei zu bleiben ist auch eine gute Lösung für den Verkäufer selbst. Da steht er oder sie nicht von einem Tag auf den anderen auf der Straße nach vielen Jahren des Aufbaus und Leitung der Firma.
Wie hat bdp Ihnen durch den ganzen Prozess geholfen?
Dr. Bormann ist seit 25 Jahren unser Steuerberater. Er hat das Wo und Wie organisiert und die Eckpunkte gesetzt, worauf zu achten war. Er war unsere Leitplanke! Was ich an bdp am meisten schätze ist, dass sie in schwierigen Situationen, die natürlich in 25 Jahren immer einmal auftauchen, immer an Deck geblieben sind.
Dr. Bormann und die anderen Partner und Mitarbeiter sind keine Typen, die einfach weglaufen, wenn es schwierig wird. Wir haben uns immer sicher und gut aufgehoben gefühlt und so was ist nicht selbstverständlich.
Herr Lüdke, besten Dank für dieses Gespräch.
Das Interview führte Antonia Schlote.
Projektskizze Ralf Lüdke GmbH Erfolgreiche Nachfolgeberatung durch bdp
bdp konnte erfolgreich eine Nachfolgeregelung durch Übernahme eines laufenden Geschäftsbetriebs und der Übertragung von Geschäftsanteilen planen und umsetzen.
bdp konnte erfolgreich eine Nachfolgeregelung durch Übernahme eines laufenden Geschäftsbetriebs und der Übertragung von Geschäftsanteilen planen und umsetzen.